FOTO: GÜNTHER JOCKEL
Letzte Pfützen:
Wo die Darmbachreste versickern, drängen sich Amphibien – gestern Studienort für Ferienspielkinder.
 
Quelle: 07.08.03 Darmstädter Echo

 

 

Der Darmbach trocknet aus

Hitze – Woog ist ohne Zufluss, Waldbrandgefahr steigt weiter – Wasserversorgung der Menschen ist dagegen nicht in Gefahr
VON KLAUS HONOLD

FOTO: GÜNTHER JOCKEL
Leise rieselt der Quell´: Aus diesem Rohr im Wald rinnt, was nach einigen Kilometer Strecke den Woog speisen soll.

Jede Menge Kröten: Dies schöne Bild bot sich den Kindern, die gestern eine Exkursion zum Darmbach unternahmen. Da der Wasserlauf über weite Strecken vertrocknet ist, drängen sich die Amphibien an den wenigen verblieben Pfützen.

Versiegt die Darmbachquelle? „Ältere Leute haben mir erzählt, dass das schon vorgekommen ist“, sagt Michael Goebel, stellvertretender Leiter des Forstamts Darmstadt. Alle Bächlein in den hiesigen Wäldern entspringen nahe der Oberfläche, „haben keinen starken Grundwasseranschluss“. Wenn es so trocken ist wie jetzt, rinnt irgendwann der letzte Tropfen. Aus dem Rohr oberhalb der Fischteiche plätschert es zwar noch. Aber nicht genug, um als fließendes Gewässer beim Woog anzukommen. Unterwegs verdunstet die Hälfte, der Rest versickert in morastigen Senken, bis schließlich auch die verschwunden sind.

Im Woog, der allein durch den Darmbach gespeist wird, liegt der Wasserspiegel inzwischen zehn Zentimeter unter normal. Dies teilte gestern das städtische Presseamt mit. „So eine Situation war noch nie da“, sagt Sprecherin Lisette Nichtweiß.

„Doch der Woog wird gewiss nicht austrocknen.“ Keine akute Gefahr für Darmstadts beliebtesten See. Das Sportamt, zuständig für Schwimmbäder überlege sich, was es gegebenenfalls tun könne. Eigentlich nur eines – Trinkwasser zuführen. Das hatte man schon in früheren Jahren mal so gemacht. Damals war eigens eine Leitung vom alten Wasserreservoir im Souterrain der Mathildenhöhe zum Woog gelegt worden. Mittlerweile ist der Speicher jedoch nicht mehr in Betrieb.

Darauf wies gestern die Südhessische hin. Die ansonsten keine Probleme mit den Ressourcen hat. „Wir leben in einer wasserreichen Region“, sagt Unternehmenssprecher Hein Benz. „Bei uns heißt es, auf sieben Nässejahre folgen sieben Trockenjahre. Dieses ist das erste nach vielen feuchten Jahren. Vielleicht stimmt die Regel ja. “

An heißen Tagen wie gestern fördert die „Hessenwasser“, eine Tochtergesellschaft von Südhessischer, Riedwerken und Mainova, 80 000 Kubikmeter für Darmstadt und Umgebung. An anderen Tagen sind es nur 60 000 Kubikmeter. „Üblich“, so Benz, „ist ein täglicher Wasserverbrauch pro Einwohner, die Industrie mitgerechnet, von 159 Liter. Derzeit liegt er bei 300 Liter.“ Dieser Anstieg habe jedoch keine Auswirkung auf die Versorgungssicherheit. Auch in Zukunft sei genug Wasser da. „Wir werden später mal eher über die Qualität als über die Quantität reden.“ Immerhin – „bei hohem Pegel ist der Grundwasserspiegel hie und da doch leicht gesunken.“

Das wiederum sehen die Förster. Dort, wo Wurzeln nichts mehr zu trinken haben, reagieren Bäume mit Stresssymptomen, werfen wie die Linden Blätter oder wie die Eichen viel zu früh Früchte ab. Die Eicheln, die jetzt auf den Waldboden fallen, sind kaum ausgereift. Allerdings können Bäume Stress wie jetzt wegstecken, wenn er sich nicht wiederholt.

Nicht der Durst gibt Anlass zur Sorge, sondern die extreme Brandgefahr. Neunzig Prozent der Waldbrände entstehen aus Unachtsamkeit – da halten Förster und Feuerwehr den Atem an. Denn eins ist klar: „Das Gesetz gibt uns zwar die Möglichkeit, in so einer Situation Wälder für Menschen zu sperren. Aber rund um eine Großstadt ist das undurchführbar.“