VIELE WEGE führen zum Herrngarten: Die Grafik zeigt einige Varianten für die Offenlegung des Darmbachs. Die südlichste führt durch die Martin-Buber- und die Adolf-Spieß- Straße (zwischen altem und neuem Finanzamt) vor dem Liebighaus vorbei. Die nördlichste verläuft entlang der Landgraf-Georg-Straße und (unterirdisch) über das TU-Gelände. Allen gemeinsam ist ein Bach-verlauf auf der Ostseite des Mollerbaus und quer durch den Herrngarten. Zum Bericht.

Eine Vision: Darmstadt am Darmbach

Bis zur Landesgartenschau 2010 soll das Gewässer aus der Kanalisation geholt werden

(KS). „Darmstadt am Darmbach“ – der Gedanke, diesen Begriff mitten in der Stadt erlebbar zu machen, greift um sich. Die Idee kam aus der Lokalen Agenda 21, in der eine Arbeitsgruppe „ Wasser in der Stadt“ sich für die Idee begeisterte, den unterhalb des Woogs in die Kanalisation fließenden Darmbach zurück in ein oberirdisches Bett zu legen.

Der Magistrat beauftragte im Februar das Tiefbauamt damit herauszufinden, ob so etwas überhaupt geht. Jetzt meldet Baudezernent Dr. Hans-Jürgen Braun (die Grünen) Erfolg. Dem SPD-Stadtverordneten Michael Siebel teilt er mit, mit einer Offenlegung des Darmbachs könne Darmstadt seiner Bewerbung um eine Landesgartenschau ein „Rückgrat“ geben.

Skeptische Fragen über den ökologischen Sinn und die ökonomische Dimension eines solchen Vorhabens zerstreut Ullrich Ranly, der Leiter der Planungsabteilung im Tiefbauamt. Zuerst die Ökologie: Was hat es für einen Sinn, den Darmbach vom Woog bis zum Herrngarten mitten durch die Stadt fließen zu lassen, um ihn dann doch in die Kanalisation zu leiten?

Das ist ja gerade der Witz, sagt Ranly. Der Darmbach soll von der Kanalisation ferngehalten werden. „Es ist doch ökologisch unsinnig, sauberes Wasser in den Kanal zu leiten, mit schmutzigem zu vermischen und es mit großem Aufwand in der Kläranlage wieder sauber zu machen.“ Der Wasserkreislauf soll erhalten werden, damit der Darmbach von der Quelle bis zur Mündung seinen Weg sauber bis zur Nordsee nehmen kann.

Wo aber soll der Bach hin im Herrngarten? Zunächst hatte man geplant, ihn dort versickern zu lassen. Doch das wäre technisch zu aufwendig und zu teuer. Nun denkt man daran, ihn in einem Rohr unter dem Johannesviertel durchzuleiten. Quer durch das ehemalige Bahnausbesserungswerk, das als neuer Messplatz vorgesehen ist, soll der Bach dann wieder oben fließen, um unter dem Carl-Schenck-Ring mit dem dort verrohrten Molkebach, dem Überlauf der Teiche im Bürgerpark Nord, vereinigt zu werden. Dieses Rohr erreicht den Darmbach erst hinter dem Auslauf der Zentralkläranlage. Herzstück der Offenlegung ist freilich die Bachstrecke zwischen Woog und Herrngarten. Hier gibt es eine ganze Reihe von Varianten, die zur Zeit geprüft werden.

Denkbar ist ein Bach am Rand der Landgraf-Georg-Straße ebenso wie in der Lindenhofstraße (dazu Grafik). Alle Varianten führen am Schlossgraben vorbei – an der Straße, die so heißt, nicht am echten Schlossgraben, dort läge der Bach viel zu tief.

Bleibt noch die Frage nach der Ökonomie. Wer soll denn ein derart aufwendiges Projekt bezahlen? Ranly sagt, für die Stadt werde sich die Darmbach-Öffnung in wenigen Jahren amortisieren.

Danach spare sie jährlich sogar noch Geld ein. Die Baukosten schätzt das Tiefbauamt auf 6,5 Millionen Mark. Für die Klärung des Darmbach-Wassers in der Kläranlage aber muss die Stadt zur Zeit jährlich 2,9 Millionen Mark Gebühr bezahlen. Dieses Geld spart sie, wenn der Bach nicht mehr in den Kanal fließt.

Dieser Gedanke hat so viel Charme, dass Michael Siebert Unterstützung seiner Partei signalisiert. „ Die Offenlegung des Darmbachs könnte unserem Stadtbild ein ganz neues Gesicht geben.“

Beispiele für Wasser in der Stadt, wo früher keines war, gibt es bereits. Ranly verweist auf das „ Freiburger Bächle“. Das hat man aus der Dreisam geholt und leitet es nun mitten durch die Altstadt.

Quelle: 04.12.01 Darmstädter Echo