(KS). „Darmstadt am Darmbach“ – der
Gedanke, diesen Begriff mitten in der Stadt erlebbar zu machen,
greift um sich. Die Idee kam aus der Lokalen Agenda 21, in der
eine Arbeitsgruppe „ Wasser in der Stadt“ sich für
die Idee begeisterte, den unterhalb des Woogs in die Kanalisation
fließenden Darmbach zurück in ein oberirdisches Bett
zu legen.
Der Magistrat beauftragte im Februar das Tiefbauamt
damit herauszufinden, ob so etwas überhaupt geht. Jetzt meldet
Baudezernent Dr. Hans-Jürgen Braun (die Grünen) Erfolg.
Dem SPD-Stadtverordneten Michael Siebel teilt er mit, mit einer
Offenlegung des Darmbachs könne Darmstadt seiner Bewerbung
um eine Landesgartenschau ein „Rückgrat“ geben.
Skeptische Fragen über den ökologischen Sinn und die ökonomische
Dimension eines solchen Vorhabens zerstreut Ullrich Ranly, der
Leiter der Planungsabteilung im Tiefbauamt. Zuerst die Ökologie:
Was hat es für einen Sinn, den Darmbach vom Woog bis zum Herrngarten
mitten durch die Stadt fließen zu lassen, um ihn dann doch
in die Kanalisation zu leiten?
Das ist ja gerade der Witz, sagt
Ranly. Der Darmbach soll von der Kanalisation ferngehalten werden. „Es
ist doch ökologisch unsinnig, sauberes Wasser in den Kanal
zu leiten, mit schmutzigem zu vermischen und es mit großem
Aufwand in der Kläranlage wieder sauber zu machen.“ Der
Wasserkreislauf soll erhalten werden, damit der Darmbach von der
Quelle bis zur Mündung seinen Weg sauber bis zur Nordsee nehmen
kann.
Wo aber soll der Bach hin im Herrngarten? Zunächst hatte
man geplant, ihn dort versickern zu lassen. Doch das wäre
technisch zu aufwendig und zu teuer. Nun denkt man daran, ihn in
einem Rohr unter dem Johannesviertel durchzuleiten. Quer durch
das ehemalige Bahnausbesserungswerk, das als neuer Messplatz vorgesehen
ist, soll der Bach dann wieder oben fließen, um unter dem
Carl-Schenck-Ring mit dem dort verrohrten Molkebach, dem Überlauf
der Teiche im Bürgerpark Nord, vereinigt zu werden. Dieses
Rohr erreicht den Darmbach erst hinter dem Auslauf der Zentralkläranlage.
Herzstück der Offenlegung ist freilich die Bachstrecke zwischen
Woog und Herrngarten. Hier gibt es eine ganze Reihe von Varianten,
die zur Zeit geprüft werden.
Denkbar ist ein Bach am Rand
der Landgraf-Georg-Straße ebenso wie in der Lindenhofstraße
(dazu Grafik). Alle Varianten führen am Schlossgraben vorbei – an
der Straße, die so heißt, nicht am echten Schlossgraben,
dort läge der Bach viel zu tief.
Bleibt noch die Frage nach
der Ökonomie. Wer soll denn ein derart aufwendiges Projekt
bezahlen? Ranly sagt, für die Stadt werde sich die Darmbach-Öffnung
in wenigen Jahren amortisieren.
Danach spare sie jährlich
sogar noch Geld ein. Die Baukosten schätzt das Tiefbauamt
auf 6,5 Millionen Mark. Für die Klärung des Darmbach-Wassers
in der Kläranlage aber muss die Stadt zur Zeit jährlich
2,9 Millionen Mark Gebühr bezahlen. Dieses Geld spart sie,
wenn der Bach nicht mehr in den Kanal fließt.
Dieser Gedanke
hat so viel Charme, dass Michael Siebert Unterstützung seiner
Partei signalisiert. „ Die Offenlegung des Darmbachs könnte
unserem Stadtbild ein ganz neues Gesicht geben.“
Beispiele
für Wasser in der Stadt, wo früher keines war, gibt es
bereits. Ranly verweist auf das „ Freiburger Bächle“.
Das hat man aus der Dreisam geholt und leitet es nun mitten durch
die Altstadt.
Quelle: 04.12.01 Darmstädter Echo
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